Erblich bedingter Haarausfall – Mann und Frau sind betroffen

Erblicher Haarausfall – also ein Ausfall über das Normalmaß, das durch Nachwachsen kompensiert wird – wird auch androgenetischer Haar-ausfall genannt.

 

Da dieser Haarausfall in der Regel deutlich sichtbar ist, bezeichnet man ihn als androgenetische Alopezie, wobei die Alopezie die sichtbar weniger werdenden Kopfhaare bezeichnet.

 

Sie kann zur Hypotrichose (schütteres Haupthaar) und zu gänzlich haarlosen Bereichen führen.

 

Ursachen für erblichen Haarausfall

 

Die Hauptursache für erblichen Haarausfall, der bevorzugt bei Männern auftritt, ist die Wirkung des Steroidhormons Dihydrotestosteron auf die Haarfollikel. Dieses Hormon (DHT) existiert bei jedem Menschen unter anderem in der Kopfhaut, es zählt zu den bevorzugt vom männlichen Körper gebildeten Sexualhormonen und hemmt das Haarwachstum, während die Follikel, aus denen Haare sprießen, vollständig vorhanden sind.

 

Es bilden sich also vergleichsweise ebenso viele Haare wie bei Menschen mit vollem Haarwuchs, sie bleiben aber winzig kurz und treten unter Umständen nicht mehr über die Hautoberfläche hervor. Die Wirkung von DHT zeigt sich zuerst an der Stirn und an den Schläfen (“Denkerstirn”, “Geheimratsecken”) und nur sehr selten am Hinterkopf und im Nacken, auch die übrige Körperbehaarung ist so gut wie nie betroffen. Diese Eigenschaft des Steroidhormons kann dazu genutzt werden, bei Haartransplantationen Hautpartien mitsamt der Haarfollikel dort zu entnehmen, wo der Haarwuchs intakt ist und sogar als übermäßig empfunden wird, und diese Hautpartien – meist sehr kleine Einheiten – auf die kahlen Stellen am Kopf zu verpflanzen.

 

Sind biochemische Mittel gegen erblichen Haarausfall wirksam?

 

Daran wird schon ewig geforscht, bis in die 2000er Jahre galten alle Haarwuchsmittel, Salben, Cremes und oral eingenommene Medikamente als relativ unwirksam. Die Wirkung von DHT, das für die Geschlechtsentwicklung von Jungen und jungen Männern sehr bedeutsam ist, war lange Zeit ungeklärt.

 

Man stellte lediglich einen Zusammenhang zwischen Herz-Kreislauf- sowie Prostata-Erkrankungen und DHT fest, auch unterstellt der Volksmund traditionell Männern mit wenig Haaren einen gesteigerten Sexualtrieb, was aber nach medizinischen Erkenntnissen ins Reich der Mythen gehört. Der hormonelle Zusammenhang ist jedoch erwiesen, auch Frauen entwickeln bei einer bestimmten genetischen Disposition den androgenetischen Haarausfall, wenn sie sich einer Tumorbehandlung mit Aromatasehemmern (die hormonellen Einfluss ausüben) unterziehen müssen.

 

Die Vererbung lässt sich zudem in Familien sehr gut beobachten. Sämtliche Medikamente seit den späten 1980er Jahren (Pantostin, Propecia, Ell-Cranell alpha) versuchten daher, entweder die DHT-Entstehung aus Testosteron zu unterbinden oder wenigstens die DHT-Wirkung auf das Haarwachstum zu verringern.